Wochenlang lief Moritz nur auf drei von vier Zylindern. Ich sagte den Ärzten: Moritz ist “reduziert”. Ich wusste keinen besseren Ausdruck als den, weil Moritz alles einen Gang langsamer machte, lustlos und teilweise sogar apathisch wirkte und sehr viel schlief. Und dann noch der nachlassende Appetit …
Dass er entgegen meinen Befürchtungen, nach den 10 Tagen Stubenarrest und all dem Tierarzt/Tierklinik-Stress sich nun erst mal für eine lange Weile nicht blicken zu lassen, gestern ganz in der Nähe war und auch auf mein Pfeifen reagierte, habe ich ja schon berichtet. Aber es passiert öfter, dass er durch den eigenen Garten (er zieht Nachbargärten vor!) streift, über den Hof tippelt und im Vorgarten unterm dem Fliederstrauch sein Nickerchen hält. Dass er nach Hause, also in die Wohnung kommt, geschieht deutlich weniger – vor allem bei sommerlichen Temperaturen kommt es häufig vor, dass er mehrere Tage (und Nächte) keine Pfote in die Wohnung setzt.
Vergangene Nacht war es sommerlich warm, und meine Hoffnung, dass mein Schwarzbär nach Hause kommt, war sehr gering. Wenn er kommt, kommt er nicht still und heimlich, sondern mit Musik! Und diese Musik ertönte heute um halbfünf. Ich runter und sofort die Terrassentür geschlossen – denn ich wollte seinen Appetit prüfen. Also warf ich mitten in der Nacht Trockenfutter durch die Gegend, und Moritz hechtete jedem Körnchen hinterher, fing es teilweise schon in der Luft auf. Der “alte” Moritz war wieder da! Die alte Spannkraft in seinem schlanken Körper. Die alte Triebkraft, wenn es um “Beute” geht. Die mir vertraute Muskelspannung, wenn er da liegt und lauert. Und er lauerte! Lag auf dem Fußboden und lauerte aufgeregt dem Wurf des nächsten Körnchens entgegen. Kaum hob ich die Hand zum Wurf, war Moritz schon bereit zur Jagd. Schließlich holte ich noch den Rest Putenstückchen und warf sie ebenfalls durch die Gegend. Jedem Stück hat er blitzschnell den Garaus gemacht!
Dann tippelte er nach unten mit der Absicht, wieder in die Dunkelheit zu entschwinden – aber die Terrassentür war ja geschlossen. Nun, das kannte er … nach ein paar Minuten lag er auf meinem Bett, putzte sich ausgiebig und ringelte sich dann zum Morgenschlaf ein.
Dieser Morgenschlaf hat in den letzten Wochen sehr sehr lange gedauert – viele
Stunden. Auffällig viele Stunden! Doch heute früh um acht Uhr war mein Racker bereits wieder fit fürs Leben. Sprang munter vom Bett, reckte und streckte sich, putzte sein Fell, und ich ging in die Küche, um Futter zu holen. Nierenschonendes Futter, weil seine Nieren letzte Woche ziemlich strapaziert schienen. Erst Trockenfutter (das liebt er!). Dann Nassfutter. Erst Hühnchen, das hat er nicht ganz aufgefressen. Ich holte noch eine andere Sorte: Thunfisch. Die hat ihm geschmeckt, und auch das Löffelchen Darmgel, das ich für seinen malträtierten Magen-Darm-Trakt besorgt hatte, verputzte er.
Mein Moritz ist nicht mehr wiederzuerkennen beziehungsweise ist er jetzt wieder so, wie er normalerweise ist: ein putzmunterer, agiler Kater, der Freude am Leben hat.
Nach dem Frühstück tippelte er zur Nachbarterrasse und putzte sich nochmal ausgiebig.
Dann machte er sich auf den Weg zur Katzenleiter, war noch kurz auf der Auffahrt zu sehen …
… und nun hält er in einem der Nachbargärten seinen rasierten Bauch der Sonne entgegen. Und für Dr. Ernst Meier ist dieser Sonntagsgruß: Danke, lieber Ernst!
P. S.: Meinem geliebten Liebling schmeckt das Nierenfutter übrigens auch.