Nachdem er unter Medikamenten mit gutem Appetit gefuttert hat, ließ Moritz “Hunger” am Donnerstag wieder nach. Am Futter geschnuppert und abgewendet. Ich schickte der THP, die in Urlaub ist, ein SMS. Sie schrieb dann, welche Globuli ich ihm geben solle. Aber meine Angst ließ dadurch trotzdem nicht nach und ich rief Herrn Rattenhuber an. Der wirkte ratlos und meinte, ich solle einen Tag abwarten.
Ich wartete aber keinen Tag ab, sondern überlegte. Ich brauchte unbedingt einen erfahrenen Tierarzt, also einen, der bereits viele Jahre praktiziert. Und deshalb rief ich am Nachmittag Dr. Ernst Meier von der Tierklinik in Dießen an und schilderte ihm die Angelegenheit in aller Offenheit. Er war erfreulicherweise überhaupt nicht pikiert darüber, dass Moritz von anderen Ärzten behandelt worden war, sondern gab mir einen Termin am Freitag Vormittag.
Dr. Meier kenne ich schon viele Jahre, er hat viele meiner Katzen behandelt. Er ist ein sehr erfahrenewr und tierlieber Arzt, allerdings habe ich ihn schon lange in der Praxis nicht mehr gesehen und glaubte, er genieße seinen Vorruhestand und sei viel auf Reisen. Das stellte sich gestern als Irrtum meinerseits heraus.
Nun, wie dem auch sei … ich packte Moritz gestern also wieder in den verhassten Korb und fuhr damit in die Tierklinik, dieses Mal nach Dießen. Herrn Rattenhuber hatte ich darüber informiert, er fand, das sei eine gute Idee, zumal er mit Dr. Meier freundschaftlich verbunden ist. In der Tierklinik kamen wir sofort dran, und Dr. Meier ließ sich ausführlich schildern, was in den letzten Wochen so vorgefallen ist. Er hörte aufmerksam zu und hakte an genau der Stelle ein, die in der anderen Tierklinik auf taube Ohren gestoßen war: die Sache mit der leidigen Heuschrecke.
Dr. Meier fragte, was für eine Heuschrecke das denn gewesen sei. Weiß ich nicht, aber es gibt ja Gott sei Dank ein Foto von dem Heuschreckenbein hier auf dem Blog. Ein “Heupferd”, sagte Dr. Meier. Dann untersuchte er Moritz ausgiebig, tastete ihn ab, beobachtete ihn und meinte dann, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dieses Heupferd der Auslöser für die Probleme gewesen sei. Genau das hatte ich ja auch vermutet! Denn seit der Zeit mit dem Heuschreckenbein veränderte Moritz’ Verhalten sich von Tag zu Tag mehr, er wurde immer apathischer und parallel dazu ließ sein Appetit nach.
Dr. Meier vermutet, dass die Inhaltsstoffe des Heupferdes der Niere, dem Magen und dem Darm von Moritz Probleme bereitet hat. Moritz könnte Moritz auch einfach allergisch auf das Heupferd reagiert haben. Die hohen Nierenwerte können nämlich auch die Folge einer Allergie sein … Dann machte er mit Moritz eine Bioresonanz-Therapie, mit der er ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht hat und immer wieder macht. Dann verpasste er Moritz noch eine Spritze, und wir fuhren wieder nach Hause. Wieder begleitet von Moritz’ Konzert, aber längst nicht so hysterisch wie auf der Fahrt von der anderen Tierklinik, als Moritz unter Morphium stand … so hat er überhaupt noch nie geschrien!
Zuhause stellte ich ihm Futter hin, und er fraß es mit Appetit. Dann ließ ich ihn in Ruhe.
Später schaute ich nach ihm – er lag nach 10 Tagen das erste Mal nicht UNTER dem Bett, sondern AUF dem Bett. Gutes Zeichen! Er stierte auch nicht mehr so vor sich hin, sondern machte einen relativ munteren Eindruck. Im Katzenklo befand sich noch die Hinterlassenschaft des Vormittags und die begutachtete ich, denn Dr. Meier wollte wissen, wie die aussieht. Gut, dass ich sie noch nicht entsorgt hatte!
Die Hinterlassenschaft war so aus, wie sie aussehen muss: Farbe, Form, Konsistenz und Menge waren genau richtig. Das gefiel Dr. Meier gut, mir übrigens auch!
Die Nacht verbrachte Moritz dann noch in der Wohnung, ich wollte abwarten, ob er heute früh frisst und sein Geschäftchen macht.
Er fraß und machte sein Geschäftchen – das auch wieder perfekt war! Also war die heiß ersehnte Freiheit angesagt. Ich wollte ihn holen und ihn in den Garten tragen, aber er versteckte sich natürlich sofort wieder unterm Bett. Um ihn nicht zu stressen und ließ ich ihm Zeit, öffnete die Terrassentür und pfiff nach ihm. Der Herr Schwarzbär ließ sich aber Zeit, doch irgendwann tauchte er auf und schaute fassungslos nach unten.
Dort hockte er minutenlang und starrte nach wie vor ungläubig mal auf mich und dann wieder auf die offene Terrassentür.
Und dann machte er plötzlich einen Satz und zischte wie ein geölter Blitz die Treppe runter, sprang auf die Terrassenbrüstung und eilte übers Dach in Richtung Katzenleiter. Lili hinterher.
Unten verabschiedete der Herr Schwarzbär sich freundlich von Lili und machte sich vom Acker.
Weil schönes, warmes Wetter herrscht, rechnete ich damit, ihn möglicherweise tagelang nicht zu sehen. Trotzdem ging ich ein paar Stunden später runter, lief ums Haus und pfiff nach ihm. Und … tatsächlich er antwortete. Ich entdeckte ihn dann unter einem Strauch im Nachbargarten.
Flugs ging ich wieder nach oben und holte Futterkörnchen. Die warf ich einzeln über den Zaun und er erbeutete sie. Mit sichtlichem Appetit verdrückte er ein Körnchen nach dem anderen.
Nach einer Stunde ging ich wieder nach unten – er lag nicht mehr im Nachbargarten. Ich pfiff, und mein Schwarzbär kam doch tatsächlich gleich um die Ecke getippelt. Ich holte ein Schüsselchen Feuchtfutter und stellte es auf den Rasen. Er verputzte auch dieses Futter mit bestem Appetit. Dann ging ich wieder nach oben und warf Putenstückchen und Trockenfutterkörnchen vom Balkon. Moritz jagte auf dem Hof hin und her und machte der Beute sofort den Garaus. Nun hoffe ich, dass dieser Zustand so bleibt. Dr. Meier ist diesbezüglich sehr zuversichtlich …