E-Mail von Herrn Schwarz

Liebe Renate,
in meinem Quartier nennen mich alle höchst respektvoll Herr Schwarz. Das ist angemessen, aber eigentlich würde ich lieber einen Adelstitel tragen. Als Quartierchef kann ich über ein Heer von menschlichen Untertanen verfügen. Ich weiss daher, was sich in den Köpfen dieser Zweibeiner abspielt, wenn sie traurig sind. Niedergeschlagen trifft man diese seltsamen Wesen oft dann an, wenn jemand aus der Tierfamilie seine letzte Reise antreten musste.
Offenbar bist auch Du aus so einem Grund traurig. Ich weiss daher nicht, ob ich Dir eine Katzenweisheit zumuten darf. Es ist aber klar, dass nur wir Katzen das Trösten richtig beherrschen, obwohl es ausgerechnet auch wir sind, die – allerdings immer unfreiwillig – für die grösste Traurigkeit sorgen. Vielleicht glaubst Du mir trotzdem, dass meine Artgenossen und ich die besten Tröster sind. Man könnte uns fast als Seelenmedizin bezeichnen. Im Gegensatz zu echter Medizin, die nie unbestellt frei Haus geliefert wird, bekommt man uns oft unerwartet franko Domizil. Das kann auch Dir passieren, wenn Du Dich einer neuen Katze unterordnen kannst. Mit Leckerli musst Du sie übrigens nicht anlocken. Es genügt durchaus, wenn Du Deine Bettdecke hochhebst, dann kann kein Schmusetier der Verlockung lange widerstehen…

Ich wünsche Dir von Herzen, dass bald ein lautes Schnurren jede Traurigkeit überdeckt.

Mit Katzengrüssen

Herr Schwarz, Nachbar von Katharina + Peter-Jürg Saluz

PS
Leider kann ich diese Nachricht nicht unterzeichnen, weil mir die Stempelfarbe für die rechte Vorderpfote abhanden gekommen ist. Ich identifiziere mich daher mit obigem Bild.

7 Kommentare

  1. Herr Schwarz ist ein sehr hübscher Kater und seine Ausführungen
    klingen sehr weise.
    Kann ich vielleicht daraus entnehmen, dass du dich mit dem
    Gedanken trägst, einem neuen Vierbeiner mit Schnurrhaaren
    ein neues und schönes Zuhause zu geben???
    Ich glaube, dass würde deiner Seele sehr gut tun!!! Da bin ich
    wirklich sehr gespannt!

    Liebe Grüße von
    Elke

    • Nein, liebe Elke, mit diesem Gedanken trage ich mich nicht, denn ich weiß nicht, wie Rosso auf einen Neuzuwachs reagieren würde.
      Wir beide sind ein mittlerweile gut eingespieltes Team, und aus Erfahrung weiß ich leider auch, dass Katzen sehr negativ reagieren können. Eine meiner früheren Katzen ist bei den Nachbarn eingezogen, und eine andere hat demonstrativ nicht mehr das Klo benutzt, sondern ihre Geschäfte auf der Nachbarterrasse verrichtet.
      Ich schließe eine neue Katze nicht aus, aber zur Zeit ist der Gedanke daran weit entfernt.
      Liebe Grüße – Renate

  2. Da müssen wir dem Herrn Schwarz in allem zustimmen. Wenn wir nach dem Tod von unserem Herrle nicht gewesen wären, dann wäre unsere Mama nicht mehr aufgestanden. So musste sie uns aber füttern, das Klo reinigen, uns auf den Balkon lassen, streicheln und lieb haben. Wir drei Ragdolls haben sie umschmeichelt und getröstet. Und als Lakritze zu uns kam, da ging es der Mama schon etwas besser. Sie hat sich durch uns neuen Menschen geöffnet und Freundinnen gefunden.
    Bitte lass wieder eine Katze oder einen Kater in dein Leben und unter deine Decke. Du wirst sehen, dass deine Tränen etwas weniger werden, und dein Herz ein wenig leichter. Die anderen Katzen wohnen ja weiterhin in deinem Herzen. Sie bleiben dort für immer bei dir.
    Amira, Luna, Tobias und Lakritze

    • Meine Tränen sind versiegt. Trotzdem denke ich sehr oft an Moritz und Lieschen. Auch meine früheren Katzen haben ihren Platz noch in meinem Herzen.

  3. das ist eine wunderschöne und liebevolle e-mail, die Dir Herr Schwarz geschickt hat. Irgendwann läuft Dir so ein Pelzchen über den Weg, welches dann sagt: hey, bei Dir gefällt es mir und Rosso mag ich auch. Dann wird es so sein und es darf bei Euch einziehen. Trotzdem sind alle vor ihm, die nicht mehr bei Dir sind, nicht vergessen und werden sich freuen, das eine neues Tierchen ihren Platz einnehmen darf. Die Zeit wird es bringen.
    Liebe Grüße von Lady, Maxel mit Günter und Christiane

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